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05.08.21

DTTB-Herren im Finale! Jetzt geht´s um Gold



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2016 hat es das DTTB-Team zur Bronze Medaille geschafft. Wir sind gespannt auf die Platzierung in diesem Jahr und drücken die Daumen! (Foto: ITTF)

Für die deutschen Herren geht es in Tokio um Gold! Im Halbfinale revanchierten sich Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska für die Niederlage gegen Japan in Rio 2016, die ihnen damals den Weg ins Endspiel verwehrte.

Diesmal drehten sie den Spieß um und schalteten das Gastgeberteam vor dem Finale aus. Dimitrij Ovtcharov erlöste sein Team im letzten Einzel und machte den 3:2-Sieg perfekt. Als nächstes geht es gegen China um Gold.

 

Deutschlands Herren stehen nach 2008 zum zweiten Mal im Finale des olympischen Teamwettbewerbs. Anders als in Rio de Janeiro, wo Japan im Halbfinale mit 3:1 die Nase vorne hatte, waren es diesmal die Deutschen, die sich den Finaleinzug mit einem knappen 3:2-Sieg sicherten. Gastgeber Japan bleibt damit nur der Kampf um Bronze, während im Finale die beiden topgesetzten Teams, China und Deutschland, am Freitag aufeinandertreffen. „Das war ein Wahnsinnsspiel“, fand Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Wir sind jetzt richtig heiß auf China und glauben an den Sieg, auch wenn wir wissen, wie schwer das wird.“

 

Wichtiger Punkt im Doppel

Das „Wahnsinnsspiel“ begann mit einem Punkt für Deutschland. Bis es so weit war, wurden die Nerven der deutschen Fans allerdings arg strapaziert. Japan hatte im Viertelfinale gegen Schweden mit seinem Doppel experimentiert und Spitzenspieler Tomokazu Harimoto an Koki Niwas Seite gestellt. Im Spiel gegen Deutschland kehrten die Gastgeber zu ihrer traditionellen Aufstellung zurück und schickten Jun Mizutani und Niwa ins Doppel. Zunächst allerdings mit mäßigem Erfolg: In den ersten beiden Sätzen holten sie insgesamt nur fünf Punkte und bescherten Boll/Franziska den optimalen Start ins Spiel. „Wir hatten uns eine super Strategie für ein Links-Links-Doppel zurechtgelegt, das hat sich am Anfang ausgezahlt“, erzählte Boll. „Aber sie haben eine Lösung gefunden.“ So wendete sich das Blatt plötzlich im dritten Satz, als Niwa/Mizutani zurückkamen. Das deutsche Duo verpasste es nicht nur in diesem Durchgang, den Sack gegen die stärker werdenden Japaner zuzumachen, sondern auch im nächsten. Und so ging dieses Spiel in den fünften Satz, in dem Boll/Franziska sich schließlich doch noch für den glänzenden Start belohnten. „Der Druck war auf beiden Seiten groß, denn das Doppel ist sehr wichtig“, sagte Franziska. „Es ist schon etwas anderes, ein Spiel mit einer 1:0-Führung beginnen zu können als mit einem Rückstand.“

 

Auch das Duell der beiden Spitzenspieler Dimitrij Ovtcharov und Harimoto begann gut für Deutschland. Ovtcharov gewann den ersten Satz mit 11:7, verspielte im zweiten allerdings eine 6:1-Führung, was Harimoto Auftrieb gab. Der Japaner blieb am Drücker und sorgte dafür, dass kein weiterer Satz zu Gunsten des Deutschen ausging. So stand es 1:1 und Timo Boll ging in ein richtungsweisendes Match gegen Jun Mizutani. Der Europameister hatte vor dem Spiel eine 16:2-Bilanz gegen den Japaner vorzuweisen und besserte die Statistik in Tokio noch auf. Allerdings war dies ein hartes Stück Arbeit, da sich der Lokalmatador nach Kräften wehrte und direkt den ersten Satz gewann. Wichtig war der zweite Durchgang, in dem Boll lange geführt hatte, zum Schluss aber noch eingeholt wurde. Obwohl Mizutani auf sein 2:0 drängte, machte Boll den entscheidenden Punkt und leitete damit die Wende ein. Die letzten beiden Sätze gingen mit 11:7 an ihn. „Timo hat sehr stark gespielt“, fand Roßkopf. „Das war ein sehr wichtiges Spiel, weil die 2:1-Führung den Druck auf Harimoto erhöht hat.“

 

Nervenstarker Ovtcharov macht Sack zu

Patrick Franziska war als nächstes an der Reihe - und er wollte sich offensichtlich nicht auf sein „Back-up“, Dimitrij Ovtcharov, verlassen, sondern den Schlussstrich lieber selbst ziehen. Mit einem fulminanten Auftakt erwischte er den 18-Jährigen auf dem falschen Fuß und eilte zur 2:0-Führung voraus. Doch Harimoto fand den verlorenen Faden wieder und kämpfte sich zurück. Die beiden landeten im fünften Satz, wo Harimoto mit einer 5:1-Führung die Seiten wechseln durfte. Bei 6:6 hatte Franziska ihn wieder, zog auf 9:7 an ihm vorbei, wurde dann aber selbst wieder eingeholt. Am Ende dröhnte ein „Cho“ des Japaners durch das Tokyo Metropolitan Gymnasium und Ovtcharov musste doch noch einmal in die Box. „Glücklicherweise ist es ein Teamevent und ich wusste, dass Dima da ist  - und dass er wahrscheinlich der beste Mann ist, den man haben kann, wenn man bei 2:2 in die Box muss“, sagte Franziska. „Ich habe ein gutes Spiel gemacht und dass es verloren ging, ist durch das Teamergebnis nun egal.“

 

Dimitrij Ovtcharov hatte hinter den Kulissen mitgefiebert und gehofft, dass Franziska den Sack zumachen würde. Als er schließlich doch noch an den Tisch musste, ließ er dann aber nichts mehr anbrennen. Gegen Koki Niwa stellte er sich von Beginn an ans Steuer und ließ es bis zum erlösenden 3:0 nicht mehr los. Der letzte Punkt löste zwar nicht direkt den großen Jubel aus, weil der Ball den Tisch nur knapp an der Kante traf - doch danach ließen ihn seine Teamkameraden hochleben. „Die letzten zwei Spiele waren als Zuschauer ein wahres Workout - ständig aufzustehen und anzufeuern“, berichtete ein heiserer Timo Boll. „Ich war nicht wirklich nervös, weil ich den beiden vertraut habe, dass einer von ihnen den Sack zumacht.“

 

Die Goldmedaille im Visier

Am Freitag kommt es damit zum großen Showdown zwischen Deutschland und China. Zur Erinnerung: Noch nie ging ein Olympiatitel im Doppel- oder Teamwettbewerb nicht an das Reich der Mitte. Doch in Tokio soll es so weit sein. „Wir haben alle drei in der Vergangenheit bewiesen, dass wir chinesische Topspieler schlagen können“, sagte Ovtcharov, der als einziger Tischtennisspieler der Geschichte nun seine sechste Olympiamedaille sicher hat. „Wir haben die Fähigkeiten und den Willen. Am Freitag ist alles möglich.“ „Der Unterschied zu den sonstigen Vergleichen mit China ist, dass wir mit dem Doppel anfangen“, erklärte Roßkopf. „Die Chinesen spielen hier überraschend mit Ma Long und Xu Xin im Doppel, mal gucken, wie sie am Freitag aufstellen. Die Nerven spielen in so einem Match eine große Rolle. Wir werden bereit sein und freuen uns aufs Finale. Aber wenn man an dieser Stelle steht, will man halt auch den nächsten Schritt machen.“ Und der glänzt golden und nicht silbern.

 

Die Spiele im Herren-Einzel

Halbfinale

Japan - Deutschland 2:3
Koki Niwa/Jun Mizutani - Patrick Franziska/Timo Boll 2:3 (-2,-3,9,8,-7)
Tomokazu Harimoto - Dimitrij Ovtcharov 3:1 (-7,11,5,9)
Jun Mizutani - Timo Boll 1:3 (7,-11,-7,-7)
Tomokazu Harimoto - Patrick Franziska 3:2 (-5,-9,5,9,9)
Koki Niwa - Dimitrij Ovtcharov 0:3 (-9,-7,-8)

 

Finale
China - Deutschland, Freitag 12:30 Uhr


(Quelle:myTT)