drucken

14.12.21

Claudia Herweg ist neue Präsidentin des DTTB



Bild
Staffelübergabe: Michael Geiger übergibt sein Amt der neuen DTTB-Präsidentin Claudia Herweg (Foto: DTTB)

Seit 30 Jahren arbeitet sie hauptberuflich im Tischtennissport, unter anderem als geschäftsführende Gesellschafterin in der Tischtennis-Industrie. Seit 2018 ist sie die Equipment-Managerin des Weltverbands ITTF und hat als Leiterin die Kölner Dependance aufgebaut.

Als Aktive hat sie früher in der 2. Bundesliga gespielt, beim Westdeutschen Tischtennis-Verband (WTTV) war sie Honorartrainerin. Seit Samstag um 16.17 Uhr ist Claudia Herweg nun die Präsidentin des Deutschen Tischtennis-Bundes. Der Bundestag wählte die 55-jährige Kölnerin, die von den fünf mitgliederstärksten DTTB-Landesverbänden - Bayern, Niedersachsen, WTTV, Hessen und Baden-Württemberg - vorgeschlagen worden war, mit 204 Ja-Stimmen bei zwei Nein-Stimmen und ohne Enthaltung.

 

Herweg ist die 13. Person im Präsidentenamt des DTTB und die erste Frau seit der Verbandsgründung im Jahr 1925 und folgt auf Michael Geiger, der nach sechs Jahren als Präsident und zuvor fünf Jahren als Vizepräsident Finanzen nicht mehr für ein Amt im DTTB-Führungsgremium kandidiert hatte. „Danke, Michael, für all die Jahre voller Schweiß und manchmal Tränen und sehr viel Leidenschaft", so Herweg an ihren Vorgänger gewandt. "Wie du mich willkommen geheißen hast vom ersten Telefonat an, wie du mit mir Meetings gehalten hast – das hast du immer in absoluter Wertschätzung auch zu meiner Kandidatur getan. Davor habe ich sehr viel Respekt. Du wirst in mir auf jeden Fall eine langfristige Freundin haben.“

 

Neben Geiger schied auch der Vizepräsident Finanzen aus: Der im Hauptberuf ebenfalls stark beanspruchte Leiter des Finanz- und Rechnungswesens der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Jürgen Konrad, verlässt den DTTB schweren Herzens nach zwei Legislaturperioden. Auf seine Position gewählt wurde sein Amtsvorgänger Dr. Hans-Jürgen Hackenberg. Der ehemalige Bundesligaspieler war beruflich langjähriger Kaufmännische Direktor am Universitätsklinikum Bonn, ist studierter Rechtswissenschaftler und Betriebswirt. Die Vizepräsidentin Leistungssport, Heike Ahlert, wurde ebenso wiedergewählt wie Arne Klindt in der Sportentwicklung. Hessens Verbandspräsident Andreas Hain hatte seine Kandidatur in der Sportentwicklung zurückgezogen.

 

Das DTTB-Präsidium in der Übersicht:

 

Claudia Herweg: Geschlossen agieren, um besser zu werden

Auf die Zukunft gerichtet sagte Herweg in ihrer Antrittsrede an die Delegierten des Bundestags: „Wir müssen in mehreren Bereichen besser werden, und dazu müssen wir geschlossen agieren. Landesverbände und DTTB Hand in Hand, dann werden wir zusammen sehr gute Ergebnisse für Tischtennis in Deutschland erzielen." Das neue Amt wird auch eine berufliche Veränderung Herwegs nach sich ziehen. Ihren Hauptberuf bei der ITTF wird sie aufgeben und in eine Beraterrolle wechseln.

Im Kurz-Interview erzählt sie unter anderem, mit welchen Hauptthemen sie ihr Amt antritt und was es hilft, in einem Dachverband „kulturell flexibel“ zu sein.

 

In den 96 Jahren des Bestehens des Deutschen Tischtennis-Bundes sind Sie die erste Frau an der Spitze des Verbands. Ist diese Geschlechtersymbolik auch für Sie persönlich etwas Besonderes?
Claudia Herweg:
Nicht wirklich, denn es sollte ja eigentlich keine Rolle spielen. Dafür müssen wir aber immer noch kämpfen, und da machen wir „Ersten“ es den jüngeren Mädels hoffentlich leichter.

 

Sie hatten zuvor noch kein Amt im DTTB, sondern haben eine große Expertise als Managerin in der Tischtennis-Industrie und als Material-Expertin der ITTF. Wie stark müssen Sie sich in den Verband, seine Strukturen und Besonderheiten einarbeiten?
Herweg:
Obwohl ich die letzten drei Jahre ja im Weltverband diese Art von Strukturen kennenlernen durfte, wird es eine Zeit brauchen, bis ich hier sattelfest bin. Ich habe ja sehr erfahrene Kollegen, und die werden mich schon fit machen.

 

Welche wichtigen Themen möchten und können Sie kurzfristig im Verband setzen?
Herweg:
Es wird ein Mix aus kurz- und langfristig werden, und die Liste ist nicht kurz: Im Kern gibt es drei „Was“- und drei „Wie“- Themen. Die mir wichtigen „Was haben wir zu tun“ sind:

  1. Mitgliederzahlen stabilisieren: Lasst uns Tischtennis spielen!
  2. Vom Kindergarten zu Olympia: systematische Findung und Entwicklung von Top-20-Weltrangliste Spielern
  3. Sport braucht Helden: Tischtennis auf Top-Niveau präsentieren und vermarkten
    Im „Wie setzen wir das um“ findet sich:
  4. Organisationsentwicklung: die richtigen Leute an der richtigen Stelle
  5. Finanzen: konsolidieren und entwickeln, um investieren zu können
  6. Vision: ehrgeizig, ergebnisorientiert, miteinander

 

Wo sehen Sie langfristig die Schwerpunkte Ihres Amts?
Herweg:
Wir müssen in vielen Bereichen besser werden, und dies geht nur zusammen. Geschlossenheit empfinde ich als sehr wichtig, denn wir haben sehr anspruchsvolle Aufgaben vor uns. Miteinander sind wir viel stärker und können unsere unglaublich faszinierende und vielfältige Sportart besser vermarkten.

 

Sie haben in den vergangenen Wochen schon mit Vertretern der DTTB-Mitgliedsverbände, mit ihren Präsidiumskollegen sowie einem Teil der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesprochen. Welchen Eindruck haben Sie von den Menschen bekommen, die Sie nun als Präsidentin erwarten?
Herweg:
Ich wurde von allen Seiten sehr herzlich empfangen. Manchmal auf „Herz und Nieren“ geprüft, aber das war in Ordnung. Als Kölnerin, die im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Bayern gelebt hat, bin ich ja kulturell flexibel (Lacht.). Es hat mich sehr gefreut, dass eigentlich alle Gesprächspartner die Aufgaben ähnlich sehen und sich über ein engeres Miteinander freuen. Das macht es einfacher, auch wenn die Veränderungsprozesse dann noch weh tun werden. Wenn wir sie aber gemeinsam entwickeln und umsetzen, bin ich da zuversichtlich.

 

Die 13 DTTB-Präsident/innen seit der Verbandsgründung im Jahr 1925

•    Dr. Georg Lehmann (1925-1929)
•    Dr. Werner Arndt (1929-1936)
•    Dr. H. Ehrenbrecht (1936-1945)
•    Karl-Heinz Eckart (1949-1957)
•    Carl Adloff (1958-1961)
•    Dr. Kurt Entholt (1961-1965)
•    Dr. Dieter Mauritz (1965-1981)
•    Hans Wilhelm Gäb (1981-1994)
•    Walter Gründahl (1994-1996 und 1999-2005)
•    Hans Giesecke (1996-1999)
•    Thomas Weikert (2005-2015)
•    Michael Geiger (2015-2021)
•    Claudia Herweg (seit 2021)

 

Zwei neue DTTB-Ressortleiter: Weiland und Hellwig

Alle Kandidatinnen und Kandidaten für die DTTB-Ressorts erhielten das Vertrauen bei ihrer Wahl durch die Delegierten des Bundestags. Zwei neue Ressortleiter gibt es: Sven Weiland folgt auf den nicht mehr kandidierenden Markus Baisch bei den Schiedsrichtern. Michael Hellwig folgt auf die im Ressort Seniorensport als Chefin ausscheidende Bettina Staudenecker. Die Mitglieder des Jugendausschuss wurden ebenso einstimmig bestätigt - Jürgen Siewert, Marco Hafke und Wolfgang Schleiff und Sebastian Petermann - wie die Ressortleiter Bundesligen, Gianluca Walther (Herren) und Helmut Pfeil (Damen), die bereits bei den Bundesliga-Jahrestagungen gewählt worden waren. Der Jahresabschluss 2020 wurde einstimmig genehmigt. Der Haushalt für 2022 wurde bei 20 Enthaltungen angenommen.

 

Am Sonntag beschäftigen sich die Delegierten der 16. DTTB-Bundestag mit den insgesamt gestellten 38 Anträgen.

 

Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb über Michael Geiger (Auszug aus der Laudatio beim Bundestag):

„Ich habe selten in der Führungsmannschaft unseres Bundes einen Kollegen, einen Präsidenten erlebt, der in allen Bereichen unseres Sports so kenntnisreich gewesen ist und so gründlich gearbeitet hat wie Michael Geiger. Mit ihm hatte der DTTB einen Präsidenten, der quer durch Deutschland fuhr, um Sitzungen der Landesverbände zu besuchen, ihre Protagonisten kennenzulernen, ihre Probleme zu verstehen. Michael kannte die Basis, kennt Hunderte von Mitstreitern auf alle Führungsebenen unserer Organisation und er näherte sich ihnen nicht wie „der Herr Präsident“, sondern als Sportfan und mit Respekt vor jedermanns Meinung.
Angesehen auch im DOSB ist Michael Geiger ein exzellenter und schneller Analytiker, wenn es um die Bewertung oder Lösung von Problemen geht. Er kannte unsere unsere Satzung und Bestimmungen, und wenn es ums Geld ging, war er mit seinen umfassenden Kenntnissen im Finanzwesen ohnehin ein Mann, dem niemand ein X für ein U vormachen konnte.“